Shalom! - Der Herr bei Jakobs Kindern

Bilder anklicken um sie zu vergrößern

Datum: 28.05.2006

BILD Kommentar
Heute ging es mal wieder nach Jerusalem. Bevor man lange in der Gegend herumläuft, um sich Dinge anzuglotzen die man im Fernsehen schon X mal gesehen hat, muss mann essen. Wenn man in Jerusalem ist, muss man kosher essen. Kartoffeln, Gemüse und Kalbsschnitzel. Extrem lecker, wie kosheres Essen sonst auch. In Jerusalem heist Jeruselem übrigens Jechuschalaim, so wie im Rest von Israel auch.
Das leckere Futter gabs in diesem Laden. Der Herr im blauen Hemd ist Kollege Jürgen. Wenn alle anderen einen Hut auf haben, nimmt er seine kappe ab...
Das Restaurant befindet sich im Viertel der ultraorthodoxen Juden in Jerusalem. Dort war an diesem Tag alles auf den Beinen, weil es eine Protestveranstaltung gab. Grund: ein verstorbenes Baby wurde obduziert. Obduktion ist unrein und steht den orthodoxen Grundwerten entgegen wie auch Autopsie, Sektion oder Nekropsie. Das bloße Berühren von Toten gilt ebenfalls als unrein und kann nur durch eine Mikwe bereinigt werden.
Zur Mode bei den Ultras gibts nicht viel zu sagen, denn Variantenreichtum findet man hier nicht. Im Gegensatz zu schwarz kann Mann aber auch einen feinen grau gestreiften Kittel tragen. Strumpfhosen sind für Männer auch erlaubt, aber scheinbar nur in Kombination mit Kastenschuhen. Der Junge in der Bildmitte trägt ein blau karriertes Hemd. Das ist ansich nix ungewöhnliches. ABER: Nur Jungen in seinem Alter trugen ein solches Hemd. Das ist mir aufgefallen, da ich ebenfalls ein solches Hemd trug, und interessante Blicke erntete. Die Bedeutung eines solchen Hemdes, blieb mir bis heute allerings verborgen...
Modebewusste Ultras können in einem Laden in der Hood auch 1A Caps kaufen. Dies ist nicht etwa irgend ein Touristen-Kikki sondern der lockere Umgang mit der eigenen Religion. Aber es kommt noch besser... (Nebenbei achte man bitte auf das Hemd des Fotografen!)
Wer noch nicht alt genug ist, oder sich aus Mangel an Eigenhaar keine Pejes (Schläfenlocken) wachsen lassen kann, muss nicht auf dies wunderbare Kotlettengebaumel verzichten.

Auf dem Weg zur Klagemauer durchquert man gewöhnlich dem Markt in der Altstadt. Fleisch und leckere Gewürze.
Der Markt auf der alten Via Dolorosa ist fest in muslimer Hand. Wo einst der Herr das Kreuz schleppte regiert jetzt der schnöde Mammon! Aber schleppte er es wirklich den ganzen Weg...? Die Lösung später auf dieser Seite.
Wer vom Muslimen ind den jüdischen teil der Altstadt übertritt merkt die sehr deutlich. Sofort erkennbar an Flaggen und Shops. Hier regiert der Davidstern.
Nicht "Stars and Stripes" aber "Blue and White". Man stelle sich einen Laden in Berlin Lichtenberg vor, der "Schwarz-Rot-Gold" heist und Schriften Insignien, Ikonen und andere Artikel nationalen Inhaltes verkauft...
Das isse! Die wohl berühmteste Moschee der Welt (wenn auch nur die drittwichtigste neben Modina und Mekka). Freitags immer gerammelt voll mit Betern ohne Schuhe. Nicht wie weitläufig angenommen mit güldener Kuppel sondern in schlichtem Grau gewandet: Al Aqsa. Die Mauer im Vordergrund ist dei Westmauer der Al-Aqsa und wird auch Klagemauer genannt.
Die goldene Kuppel gehört zum Felsendom. Der gehört zwar auch zum Komplex der Al-Aqsa ist aber nicht die eigentliche Moschee. Er wurde als Schrein für den Felsen (Sachra), auf welchem Abraham seinen Sohn (Isaak, der Mann von Rebekka) der Legende nach zu opfern bereit war. Isaak und Rebekka sind die Eltern von Jakob. Der wiederum ist der Stammvater des Volkes Israel. Sein Bruder Esau blieb ohne eigenes Volk. Weiterhin steht der Felsendom als Andenken an die Himmelfahrt Muhammads, die hier von eben jenem Felsen aus stattgefunden haben soll. Dort, auf dem Tempelberg, wo diese tollen Bauten stehen, standen früher (vor 3000 und vor 2000 Jahren) mal die jüdischen Tempel. Der Zorn der Juden ist also eigentlich nachvollziehbar.
Als bekennender Pseudojude habe ich natürlich an der Klagemauer einen Zettel zwischen die Steine gesteckt und meinen Vers aufgesagt. Dabei kam die letztlich erworbene schwarze Samtkippa zum Einsatz. Schwarze Samtkippas werden allerdings normalerweise nur von sehr religiösen Juden getragen. Auf die Zettel, die manchmal auch auf Grabsteine gelegt werden, schreibt man Wünsche und Bitten verschiedenster Art. Für sich selber, Verstorbene, die Welt oder sons was.
Wer weiß wie, der Gelangt auch auf die Dächer von Jerusalem. Ein kleiner Aufgang führt zum Ziel.
Der Aufgang ist gesäumt mit vielerlei Kabel mit unbestimmter Herkunft und unbestimmtem Ziel. Links ist der Abgang in die Stadt.

Und so sieht es auf den Dächern von Jerusalem aus.
Der Abgang ist niedrig geahlten und ebenfalls von vielerlei wilder Verkabelung geziert.
Und wenn ich mir den Kopf irgendwo anstoße, dann ist es verdammt niedrig. Man achte auch hier auf das Hemd...
Und das ist die Antwort auf die Frage, ob der Herr das Kreuz tatsächlich bis den ganzen Weg getragen hat. NEIN! Der Sack hat es einfach in einer Ecke abgestellt. Nämlich hier, am Eingang zur Grabeskirche.

Das ist die eigentliche Grabeskirche. Man hat vorsichtshalber eine weitere größere Kirche drumherum gebaut. An dieser Stelle ist der Herr Jesus ans Kreuz genagelt worden und jämmerlich verendet. Wenig später war er aber wieder wohl auf und konnte den Himmelfahrtstag begehen.